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The Simm – erfolgreiche Titelverteidigung
14.08.2014
Vor einem Jahr hatten wir zum ersten Mal am R'adys Mountain Marathon teilgenommen und sind sogleich in der Königsklasse zu oberst aufs Trepperl gelaufen. Daher hiess die Devise für dieses Jahr: Titel verteidigen. Mit Simon Jakob und Martin Mühlemann vom OLK Rafzerfeld hatte sich in letzter Sekunde ein sehr starkes Team angemeldet und uns war klar, dass es ein harter Kampf werden würde.
Daher optimierten wir im Vorfeld unsere Ausrüstung auf jedes Gramm:
- Zelt von Dani Zwicker; Ballonseide 800g
- R'adys Schlafsäcke, welche auch als Daunenjacken verwendet werden könnten
- eine Isomatte (in der Mitte durchgeschnitten isolieren die beiden Stücke von Kopf bis Hüfte)
- Trimtex Suisse Regenjacken
- Regenhosen
- langes Thermoshirt und Hose
- Unterhose und Socken
- Kappe und Handschuhe
- Stirnlampe mit entferntem Gummiband
- Alkoholtupfer als Desinfektionsmittel
- 16 Winforce long energy Gels und 8 Riegel für den Energiebedarf während des Wettkampfes
- 800g Reis mit einer Packung Tomatensuppe für Nachtessen und Frückstück
- kochen mit Metatabletten auf einem Steinherd
Diese Ausrüstung verteilten wir auf leichte Rucksäcke der Marken Deuter und Mammut
OL- Dress, -Hose und- Schuhe zogen wir fürs Laufen an, wobei die langen Dresshosen in kurze Sprinterhöschen umgewandelt wurden.
Um 10.30 schnappten wir uns in der Nähe des Brienzer Rothorns ein Blatt mit den Koordinaten der Posten und übertrugen sogleich alle auf die 1:25'000er Karte. Unsere stärksten Konkurrenten hatten vermutlich die bessere Taktik, zeichneten nur zwei bis drei Posten ab und nahmen uns zum ersten Kontrollpunkt bereits drei Minuten ab. Ihr Vorsprung währte jedoch nur kurz, denn im Downhill zum zweiten Posten überholten wir sie und im Uphill zu Nr. 3 distanzierten wir sie. Kurz darauf purzelte nach einem Sturz eine Literpetflasche ins Tal. Eine erfolglose Suchaktion der Flasche, der Verlust der halben Wasserreserve und ein Zusammenschluss der beiden Spitzenteams waren die Konsequenzen davon.
Die erste Steigung hatte Adi bereits arg zugesetzt. Am Vorabend erst zurückgekehrt von einer Woche Strandferien in Spanien war er offensichtlich nicht in bester körperlicher Verfassung. Daher packten wir alles Gepäck aus seinem Hauptfach in meinen Rucksack. Dadurch konnten wir bis zum 9. Posten mithalten. Während der langen Abfahrt zur Gütschwand wurde Adi allerdings so weich geklopft, dass er völlig am Ende war. Wir mussten kapitulieren und obwohl er mir den Rucksack überreichte, verloren wir auf den nächsten 500 Höhenmetern 7.5 Minuten. Im Ziel konnten wir es nicht fassen, als uns die Organisatoren zum Tagessieg gratulierten. Wir vermuteten einen Irrtum und nahmen an, unsere Konkurrenten im Camp beim Kochen anzutreffen. Wir bekämpften die Dehydration und suchten einen hübschen Standort fürs Zelt, als 8 Minuten 25 nach uns Simon und Martin einliefen. Sie verloren auf den 3. letzten Posten 15 Minuten, da sie über den Alpoglerberg gelaufen waren und den Posten etwas gesucht hatten, anstatt die deutlich schnellere Umlaufroute zu wählen. Das liess uns neue Hoffnung auf den Sieg schöpfen.
Mit vereinter Hilfe Zelt aufstellen (wir fanden die Eingänge für die dünnen, ultraleichten und fasrigen Zeltstangen nicht), waschen im nahe gelegenen Bach, kochen mit Metatabletten, etwas dehnen, ins Zelt verkriechen. Bei angenehmen Temparaturen wurden wir vom Regenprasseln in den Schlaf geschaukelt. Um 02.00 fühlte ich mich beim WC-Gang sehr erholt, wurde jedoch um 05.30 mit einem Böllerschuss unsanft aus dem Tiefschlaf geweckt.
Nach einer grossen Portion Reis packte ich den Rucksack. Die Erfahrungen des ersten Tages zeigten auf, dass es nur eine Möglichkeit gab, um physisch mit den Gegnern mithalten zu können. Alles Gepäck wurde bei mir verstaut. Sogar Gels, Riegel und das 140g schwere Iphone musste Adi abgeben, womit er nur noch seinen komplett leeren Rucksack zu tragen hatte. Bewusst, dass wir jede Sekunde Vorsprung gebrauchen würden, übernahmen wir die Taktik nur die ersten drei Posten einzuzeichnen. Die restlichen Posten konnten wir im ersten Aufstieg im Gehen übertragen. Bis zu Numero 6 lief es ausgezeichnet. Wir konnten unseren Vorsprung auf sechzehn Minuten ausbauen, doch zu 7 hatte ich einen kleinen Aussetzer, weshalb wir etwa 80 Höhenmeter vergebens machten und sieben Minuten einbüssten. An diesem Posten waren wir auch gezwungen, ein einziges Mal anstatt Bachwasser, dasjenige eines schwarzen, moorigen Tümpels zu trinken. Es war gar nicht so übel und da hinter uns die Luft nach wie vor rein war, liefen wir guten Mutes weiter.
Im Sattel bei der Looegg hatten wir dann den ersten „Gegnerkontakt“ vom Tag. Martin und Simon verliessen gerade den Weg, als wir den Sattel passierten und zur Bachgabelung hinabstachen. Wir schätzten unseren Vorsprung auf fünf bis zehn Minuten (es waren neun). Den schwierigen Posten fanden wir auf Anhieb und bergauf durch den Wald zum Nächsten pushten wir fest, da wir den Gegner's Atem im Nacken spürten. Alles lief nach Plan bis wir den schmalen Pfad verliessen und dem Bächlein in Richtung Punkt 1839 folgten. Nach kurzer Zeit lichtete sich der Wald und es waren überall 2.5 Meter hohe kaum durchdringbare Büsche zu sehen. Mit den Kräften am Ende kämpften wir uns hoch, wo es am besten ging und gelangten auf den Hügel zwischen unserem Posten und Haglere. Da wir keinen Posten finden konnten, liefen wir hinunter in Richtung Punkt 1839. Auf halbem Weg entschloss ich mich aber aus folgenden Gründen umzukehren und auf dem selben Hügel nochmals nach Konfetti zu suchen:
- der Punkt 1839 war im Gelände völlig im Wald
- auf einem sehr schmalen Hügel
- die Mauer, vermutlich auf der Grenze verlaufend, war zu nahe an der Nase
Dennoch stellte sich heraus, dass der Posten richtig stand und wohl eher die Karte etwas ungenau war. Beim erneuten Hinablaufen sahen wir zwei blaue Dresses in Richtung des nächsten Postens verschwinden und befürchteten, dass wir mit diesem Patzer den Sieg verschenkt hatten (Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es Mireille und Reto mit den Schwedendresses waren – sie wurden in ihrer Kategorie gute sechste!). Da wir weder vor noch hinter uns Konkurrenten entdecken konnten, nahmen wir auf den 650 Höhenmeter bergab etwas Tempo raus und trotteten schliesslich über die Ziellinie.
Simon Jakob und Martin Mühlemann bekundeten zum Punkt 1839 die selben Probleme wie wir, daher durften wir an der Siegerehrung den Karrimor, Mimm, R'adys Pokal erneut überglücklich entgegen nehmen.
Zusammengefasst war der SIMM erneut ein super Erlebnis. Herzlichen Dank den Organisatoren und auch den sehr fairen, auf Augenhöhe laufenden Gegnern vom OLK Rafzerfeld. Dies verlieh dem ganzen Anlass eine grosse Portion Spannung und Dramatik!
P.S: Nächstes Jahr findet die 40. Jubiläumsausgabe des SIMM am 8./9. August in Davos statt. Da die Organisatoren mit einem kontinuierlichen Teilnehmerrückgang zu kämpfen haben, wäre es schön, wenn nächstes Jahr noch einige andere Teams des OLCW's am Start wären. Es gibt verschiedene spannende Kategorien, wo man sich anmelden kann.
Simon