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Testläufe Saison 2012

30.06.2012

Nach der Schnuppersaison 2011 hatte ich dieses Jahr klare Ziele vor Augen: Ich träumte von der Studenten-WM in Alicante und wollte mich für das Euromeeting im Wipptal, Österreich, qualifizieren. Obwohl nur vier Athleten am Euromeeting teilnehmen können, schien mir die Selektion durchaus realistisch, da die Kaderathleten wegen eines Trainingsaufenthaltes in Finnland im Vorhinein ausgeschlossen waren.

Der entsprechende Abschnitt in den Selektionsbestimmungen lautet folgendermassen:

1.5.6 Euromeeting Steinach/Österreich 09.-12. August 2012

Delegationsgrösse: max. 4 Damen und max. 4 Herren. Elitekaderathleten sind grundsätzlich nicht teilnahmeberechtigt, da gleichzeitig das TL Finnland stattfindet.

Kriterien:

- Resultate der Testläufe IV-VII und Resultate der JWOC-Testläufe

- Ambitionen für die WM 2014

- Leistungsentwicklung/Potenzial

Selektionsdatum: 29. Juni 2012

Die ersten drei Testläufe waren nicht so wichtig, da sie in den Selektionsbestimmungen nur bei der Studenten-WM als Unterpunkt nach den Testläufen 4-7 erwähnt sind. Trotzdem war es natürlich schön zu sehen, dass ich mit gewissen Kaderathleten mithalten konnte (siehe Bericht OLCW-Hompage/ SOLV-Ranglisten).

Testlauf 4 Middle Kau-Solegg

Letzten Samstag startete ich als Vorläufer für den Weltcup. Die ersten fünf Posten lief ich perfekt an. Zu Posten 10 wählte ich die langsamere Route und setzte sie nicht konsequent um. Der einzige „richtige“ Fehler im Sinne von ich-erwarte-jetzt-den-Posten-nur-leider-sehe-ich-ihn-nicht, unterlief mir zu Nummer 11, wo ich die falsche Nase hinunter lief. Dieser unnötige Abstecher kostete mich eine knappe Minute. Zu 14 hätte es sich gelohnt das Grün rechts vom Bach über die Wiese zu umlaufen. Ich kämpfte mich durch und verlor einige Sekunden. Danach lief es wie am Schnürchen und ich konnte ähnliche Abschnittszeiten wie Florian Howald laufen.

Testlauf 6 Bois de la Pile

Am Testlauf 5, dem Weltcup-Sprint hatten nur die Kaderathleten einen gesicherten Startplatz, weshalb dieser Testlauf nur für eine WM-Selektion relevant war. Ich startete als Vorläufer und genoss eine lange und anspruchsvolle Bahn in St. Gallen.

Mein nächster Testlauf war am folgenden Dienstag eine Mitteldistanz im Bois de la Pile. Zu Posten 3 machte ich einen Parallelfehler und verlor rund zwei Minuten. Nach einer Unsicherheit beim vierten Posten fing ich mich und lief lange sauber. Zwischen Posten 11 und 12 holte mich Andreas Kyburz ein, der vier Minuten nach mir gestartet war. Da das Gelände sehr ruppig war, konnte ich ihm gut folgen. Bei Posten 20 unterlief uns im Postenraum ein Fehler. Obwohl ich sehr passiv nachgelaufen war, konnte ich mich schneller auffangen und fand den Posten vor Andreas. Leider nahm ich mir nicht genügend Zeit den nächsten Abschnitt zu planen und lief etwa 60° falsch vom Posten weg. Auf diesen letzten Metern verlor ich nochmals rund 90 Sekunden.

Nebst meinen Fehlern war ich auch mit meinem Lauftempo nicht zufrieden. Zwischen den Posten 4-12, wo ich alleine lief, verlor ich mehr als 2 Minuten auf Baptiste Rollier ohne richtige Fehler gemacht zu haben.

 

Grafik

Long: Grand Jorat oder wie es sich anfühlt Marc Lauenstein nachzulaufen

Obwohl ich eine schlechte Route zum dritten Posten gewählt hatte, holte mich der 3min nach mir gestartete Marc Lauenstein erst bei Posten 7 ein. Zu 8 wollte ich eigentlich eine ähnliche Teilroute wie zu Posten 3 laufen. Doch da ich sah, dass Marc hinter mir mehr nach rechts auf die Schneise hielt, entschied ich mich spontan für seine Route. Auf dem Weg blieb ich erstaunlicherweise bis nach dem Haus in Führung. Vom Wegrank lief ich meine geplante Route quer zum Posten. Ich merkte sofort, dass Marc eine andere Variante gwählt hatte. Souverän fand ich den Posten, doch da von Marc weit und breit keine Spur war, musste er mich abgehänkt haben. Ich wählte weiterhin eine Teilstrecke identisch zu meiner Route zu 3 und fand auch Posten 9 problemlos. Kurz darauf sah ich vor mir ein rot-weisses Kaderdress: Das war wieder Marc! Ich kämpfte mich heran und wollte dieses Mal länger dran bleiben.

Auf den kurzen Abschnitten bis zur Zwischenverpflegung konnte ich ihm „gut“ folgen. Ich las kaum Karte und musste mich fest konzentrieren, bei diesem horrenden Tempo keinen Fehltritt zu begehen. In jeder noch so kleinen Steigung fragte ich mich, wie lange ich wohl noch dranbleiben werden könne. Beim Posten vor der Verpflegung begann ich meinen Gel hervorzuholen. Dazu musste ich aber zuerst hinter dem Rücken einen Reissverschluss öffnen. Das gelang mir irgendwie und so versuchte ich in Sichtweite des Postens den perforierten Plastikhals aufzureissen. Mit den Fingern war ich erfolglos, deshalb half ich mit meinen Zähnen nach. Glücklicherweise nahm sich Marc für die Verpflegung ebenfalls etwas Zeit. Gestärkt ging es einen Hügel hinauf, aber bereits nach einigen Sekunden war ich wieder am Limit. „Dran bleiben, dran bleiben! Je länger ich ihm folgen werde desto besser das Resultat“, dachte ich mir. Endlich sah ich wieder eine Flagge. Postennummer? Egal. Weiter, weiter, weiter. Erstaunlicherweise konnte ich bis zur letzten Zwischenverpflegung dran bleiben. Erst auf dem Weg aus dem grossen Tobel heraus, musste ich mir eingestehen, dass ich mit meinen Kräften am Ende war. Mir wurde auch bewusst, dass Marc für seine Stärke bergauf und für einen starken Finish bekannt ist und so resignierte ich sofort. Ich riss mich nochmals zusammen, denn ich wollte nicht den gleichen Fehler wie am Vortag begehen. Trotzdem verlor ich noch 3 Minuten bis ins Ziel. Am Ende meiner Kräfte schleppte ich mich zum Besammlungsort zurück. Die Beine und Arme schmerzten von den unzähligen Schrammen und Verbrennungen, die Füsse waren ganz wund gelaufen.

Simon Brändli

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