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Testläufe 2 und 3 im Tessin

03.05.2012

Simon Brändli

Nach einem harten und eher langweiligen Langtestlauf freute ich mich vor allem auf die Mitteldistanz-Schweizermeisterschaften im Arcegno. Dank einem Training im nicht-gesperrten Teil und gutem Kartenstudium wusste ich, was mich erwarten würde und hatte hohe Ziele. Bereits vor dem ersten Posten holte ich Patrik Wägeli ein, der mir danach bis ins Ziel auf Schritt und Tritt folgte.

Die Schwierigkeit in der Mitteldistanz besteht darin, dass man die Ruhe behält und sich Zeit nimmt präzise zu laufen, obwohl schon ein Zeitverlust von Sekunden mehrere Ränge ausmachen kann. Bei Posten 3 hatte ich nicht vorausgelesen. Ich hatte keine Nerven kurz hinzustehen, deshalb wählte ich den Weg des geringsten Widerstandes: den Hang hinunter. Leider war da eine Felswand und nach einer kleinen Akrobatikeinlage durfte ich wieder hinauflaufen. Es war ein kleiner Fehler, doch da ich nicht gelassener wurde, folgten noch einige.

Zu Posten 6 folgte ich dem Hang und fand rechts vom Strich bei einem Stein einen anderen Posten. Nummer 11 war eine interessante und trügerische Routenwahl. Die meisten Athleten, so auch ich, wählten die direktere, langsamere und vor allem kräfteraubendere Route über den Hügel. Ärgerlich, wenn man bedenkt, dass man auf der Wegstrecke links herum auch die folgenden Posten hätte vorbereiten können. Noch von der harten Steigung beduselt, setzte ich mir beim nächsten Posten keinen Attackpoint und suchte prompt eine knappe Minute.

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Ohne diesen Fehler wäre ich mit mir zufrieden gewesen. Deshalb muss ich mir überlegen, wie ich das nächste Mal Ähnliches verhindern kann. Wie bei jedem Fehler war auch hier zu viel Wunschdenken ausschlaggebend: von der Wegkurve zwischen den Felsen hinunter. – Der innere Schweinehund ignoriert alle Warnungen, denn meistens weiss man eigentlich, dass etwas nicht stimmen kann. Auch mir war genau bewusst, dass es ein heikler Posten ist und ich präziser lesen sollte. Leider nahm ich mir nicht genügend Zeit.

Swiss Orienteering fragte Fabian Hertner an welchen Schwächen er arbeite, oder gearbeitet hat. Die Antwort lautet: „Im Moment beschäftigt mich vor allem, dass ich mir während einem Wettkampf genügend Zeit nehme, wenn ich sie brauche.“ [Zitat Fabian Hertner][Link]

Wie Fabian Hertner will ich mir im richtigen Moment genügend Zeit nehmen. Konkret bedeutet das am Posten stehen zu bleiben, wenn ich noch nicht vorausgelesen habe. Bis zu den nächsten Testläufen habe ich zwei Monate Zeit mich in diesem Bereich zu verbessern.

Rangliste: http://www.o-l.ch/cgi-bin/results?year=2012&event=Schw.+Meisterschaft+im+Mitteldistanz-OL

Ascona

Beim Einlaufen erklärte mir Kaspar Hägler, dass sich 50% der Leistung im Kopf abspiele und ich auch im Sprint an mich glauben soll. Während einigen Minuten dachte ich darüber nach, doch die persönliche Einstellung kann man nicht per Knopfdruck verändern, wie es gerade passt. Mit einem mittleren Mass an Selbstvertrauen und Motivation und dem Ziel viel vorauszulesen, startete ich meinen Sprint. Zum ersten Posten überlegte ich mir lange, ob ich zum zweiten links oder rechts laufen sollte und verpasste beinahe die Einfahrt zum Posten selber.

Es lief lange super. Zu 12 las ich zu 13 vor und wusste auch, dass ich die innere Zaun Ecke anlaufen muss. Leider war der Durchgang beim Kloster nicht so leicht zu finden wie es auf der Karte den Anschein machte. Zuerst lief ich rechts von der Allee in die Sackgasse hinein. Ich kehrte um und sah neben der Mauer eine kleine Türe. Danach verpasste ich leider auch die zweite Türe und lief der Allee nach. Bis ich Posten 13 endlich fand verlor ich rund eine Minute. Nach dem Fehler büsste ich konstant mehr Zeit ein als im ersten Teil. Vielleicht habe ich im Kloster neben Netto-Sekunden auch Kampfwillen verloren. Wahrscheinlicher finde ich allerdings die Annahme, dass meine Konkurrenten auf den geraden Strecken bis ins Ziel ihre Bahnqualitäten ausspielen konnten.

Die Passage beim Kloster habe ich mir nach dem Wettkampf nochmals angesehen. Die Karte ist in diesem Bereich sehr irreführend, um nicht zu sagen total falsch und deshalb bin ich etwas frustriert, dass die Problematik mit Türen und Mauern von Kartenaufnehmer, Bahnleger und Kontrolleur nicht besser gelöst wurde. Kann man uns das an einem Testlauf zumuten?

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Tatsache bleibt, dass sich 50% der Leistung im Kopf abspielt und da die Technik und das Tempo bis zu Posten 12 gestimmt hat, werden mir beim nächsten Sprint die bis anhin fehlenden Prozente helfen, ein solches Schlamassel zu vermeiden.

Rangliste: http://www.o-l.ch/cgi-bin/results?year=2012&event=4.+Nationaler+OL+A

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