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Sommer, LOM, ...

31.08.2012

Nachdem ich weder für die Studenten-WM noch fürs Euromeeting selektionniert worden war, musste ich mich neu orientieren. Offizielle Testläufe gab es dieses Jahr keine mehr und somit auch keine wirklich wichtigen OL-Wettkämpfe für mich. Doch sieben Trainings in einer Durchschnittswoche bewältigt man nur, wenn man auch ein Ziel vor Augen hat. Ich entschloss mich meine alte Stärke das Bergauf- und Bergab-Laufen etwas zu forcieren, um an der LOM sowie einigen Bergläufen gute Platzierungen zu erzielen.

 

Wegen der harten und langen Prüfungssession wurde mein Training etwas unstrukturiert, dafür kurz und intensiv. Beispielsweise trainierte ich in der Woche vor den Zuschauerläufen folgendermassen.

 

Mo: 56 min langsamer Dauerlauf
Di: 30 min langsamer Dauerlauf

Mi: 20 min schneller Dl; 10 min einlaufen, 29 min auslaufen

Do: Intervall 5x 2 min intensiv mit je 1 min pause, 8 min einlaufen, 11 min auslaufen
Fr: nur lernen

Sa: schneller Dl Schauenberg: (neue PB: 16.20) 11 min einlaufen, 30 min auslaufen
So: Intervall 7x3min mit je 2 min Pause. 14 min einlaufen, 16 min auslaufen

 

Am WM-Langdistanz Final durfte ich als Vorläufer starten. Leider bremste mich eine Erkältung aus und so musste ich mit 2.03.00 vorlieb nehmen (knapp 30min Rückstand auf den entfesselten Sieger Olav Lundanes NOR). Es folgten einige Tage umfangreiches Training mit dem Regionalkader in Norwgen. Postensetzen, Schatten laufen und einziehen wäre ja locker. Da das Regikader aber zweimal pro Tag trainiert und die Bahnen niemlas zu kurz sind, wurde ich entsprechend gefordert.

 

Die Heimreise von Halden nach Zürich war sehr abenteuerlich, denn meine eingeplante Reservestunde verbrauchte ich bereits in Halden, da es die stündliche Verbindung Halden-Oslo um 13.00 leider nicht gab. In Oslo sollte ich auf einen Zugersatz-Bus wechseln. Im gut fünf Minuten entfernten Busterminal erklärte mir der Chauffeur freundlicherweise, dass mein Billet nur für den Zugersatz-Bus gültig sei und ich den auf Gleis 17 finden würde. Ich erreichte den Flughafen gerade rechtzeitig, um festzustellen, dass unser Flieger verspätet starten würde. In Berlin-Tegel wurde ich auf dem Rollfeld von einem Chauffeur erwartet, der mich zum wartenden, gut besetztem Flugzeug fuhr. Freundlich waren die Blicke nicht, als ich durch die Reihen lief und verzweifelt einen freien Platz suchte. Viel Feuerwerk bei der Landung rundete dieses Abenteuer ab.

 

Bereits fünf Tage später startete meine dreiwöchige Prüfungstortur. Nicht selten stand ich bereits um 6 Uhr auf, um pünktlich um 7 Uhr an der ETH zu lernen. Ein Prüfungstag sah etwas anders aus: 7 Uhr aufstehen, Morgenjogging, duschen, Morgenessen, 9 Uhr Prüfung bis 11 Uhr, essen in Mensa, 12 Uhr lernen bis ungefähr 17 Uhr, dann wegen rauchendem Kopf Feierabend.

 

Da die LOM mitten in der Prüfungssession lag, war die Vorbereitung sehr knapp. Ich studierte kurz die alte Karte und setzte mir folgendes technische Ziel: Nur vom Posten wegzulaufen, wenn ich die Route geplant hatte. Ich riss mich jedes Mal zusammen, wenn meine Gedanken abzuschweifen drohten, deshalb gelang mir ein technisch sauberer Wettkampf. Bei zwei Routenwahlen erwischte ich nicht die schnellste Variante; trotzdem reichte es zu einem unglaublichen 6. Rang.

 

Nach drei weiteren Prüfungen fuhr ich mit dem Rennrad nach Speicher und nahm am Sonntag bei garstigen Bedingungen am Hohen Kasten-Berglauf teil. Nach 49 Minuten und 3 Sekunden für 8.2 km und 873 Höhenmeter lief ich erschöpft ins Ziel. Am Montag begann ich meinen Zivildiensteinsatz in Mesocco. Ich werde während vier Wochen den Neophyten (invasive, nicht erwünschte Pflanzen wie Ambrosia, Riesenbärenklau, Götterbaum, ...) das Fürchten lehren.

Simon Brändli

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