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JWOC 2014
11.09.2014
Schnell sind sie vorbeigegangen, die Wettkämpfe auf die ich schon lange gewartet habe. Insgesamt verbrachte wir elf Tage in Borovets, einem Skiort südlich von Sofia. Ich reiste direkt von Finnland an und traff das Schweizerteam erst in Bulgarien.
Bis zum Start der Wettkämpfe hatten wir noch drei Tage um das Gelände zu erkunden. Auf dem Programm stand je ein Training für die vier Disziplinen. Wir hatten viel Zeit neben den Trainings, die wir nützten um den Spabereich des Hotels zu testen.
Die Anspannung stieg und ich war froh als am Dienstag der erste Wettkampf statt fand. Wie vor jedem Wettkampf mussten wir Athleten in eine Quarantäne um uns dort auf unseren Start vorzubereiten. Speziell war ,dass die Quarantäne des Sprintes sich in einer Sporthalle befand. Wir durften nicht raus und alle Fenster wurden verdunkelt. Es war eine neue Erfahrung ins Freie zu starten ohne zu wissen, ob die Sonne scheint oder es in Strömen regnet. Die Aufwärmzone glich einem Ameisenhaufen, da nicht sehr viel Platz vorhanden war. Unwissend was mich erwarten wird ging ich ins Startgitter und am Startpunkt sah ich dann, dass es geregnet hatte. Die Löcher in den Strassen waren zu Seen geworden, was zu manchen Slalompartien führte. Slalom lief ich auch um die vielen streunenden Hunde. Der Sprint ist schnell erzählt. Es gab keine grossen Schwierigkeiten und die Entscheidung fiel aufs Läuferische. Ich machte keine Fehler ausser einer falschen Routenwahl, kam aber läuferisch nicht auf Turen. Mit dem resultierten 19. Rang bin ich nicht zufrieden. Ein grosses Fragezeichen stellte sich vor mich und es blieb leider die ganze Woche mein Begleiter. Wieso habe ich während den Wettkämpfen so ein schlechtes Laufgefühl? Was ist der Auslöser, ist es mental oder physisch?
Doch der Sprint musste abgeschlossen werden und nach der Eröffnungsfeier ging es an die Vorbereitung der Langdistanz. Die JWOC ist eine strenge Woche, ist der eine Wettkampf zu Ende fängt der Nächste schon wieder an. Für Mittwoch war Regen angesagt doch als ich als fünfte startet waren die dunkeln Wolken noch weit entfernt. Ich wollte zeigen was ich kann und ging mit Freude in den Wald. Doch schon der erste Posten im Hang mit vielen Steinen suchte ich, konnte mich aber wieder fangen und lief ruhig weiter. Dann kam die lange Routenwahl, ich war ratlos und entschied mich schlussendlich für eine Mischroute aus Weg und quer auf der ich viel Zeit verlor. Es folgten weitere schlecht gewählte Teilstrecken und mein Gefühl wurde immer schlechter. Der Überlauf war noch nie so hart, ich musste mich sogar wieder im Wald mit laufen erholen! Zwar kam ich als erste des Langdistanzwettkampfs ins Ziel aber zufrieden war ich wieder nicht. Ich konnte mir nicht erklären wieso ich mich nicht in der gleichen Form fühlte wie zwei Wochen zuvor am Fin5.
Zum Glück war am Donnerstag Ruhetag und ich konnte mich erholen und vorallem meinen Kopf lüften. Das traditionelle Sponsorenkarten unterschreiben wurde bei einer gemütlichen Kaffee-Runde mit dem ganzen Team erledigt.
Dann kam die Mitteldistanz Quali. Die Mitteldistanz ist die einzige Disziplin an der JWOC bei der eine Qaulifikation ausgetragen wird. Ich finde die Stimmung vor einer Qualifikation immer speziell, man weiss es werden im Ziel keine Diplome verteilt aber doch geht es darum weiter zu kommen. Letztes Jahr habe ich mich nur für dem B-Final qualifiziert und das wollte ich dieses Jahr klar überbieten. Das Gelände war schwierig und ich musste mir im Voraus ein neues Konzept für dieses Gelände machen. Mit diesem im Hosensack startete ich, suchte den ersten Posten,sagte mir es sei nicht so schlimm alle werden in diesem Gelände suchen und ging weiter zu Posten zwei. Bei diesem kam ich aber erst sieben Minuten später an und die Bestzeit lag bei 3.28. Was ist passiert? Ich lief von Posten eins 90 Grad in die falsche Richtung. Leider war dort das Relief genau gleich wie auf der eigentlich geplanten Route und so fand ich mich erst am Kartenrand wieder und suchte den schnellst möglichen Weg vom Umweg wieder zum Posten zu kommen. Der Rest vom Lauf war dann technisch sauber und ich konnte mein Konzept einwandfrei anwenden. Im Ziel war ich fest überzeugt, dass die heutige Leistung nicht genug war für den A-Final. Mit dem 11. Rang in meinem Heat hat es dann aber doch gereicht und ich war froh. Ich versuchte alles gelernte während diesem Lauf für den Final mitzunehmen und war motiviert.
Der Final fand am darauffolgenden Tag in einem anderen Teil des Waldes statt. Das Wetter zeigte sich von einer schönen Seite und wir warteten in der Quarantäne auf unsere Startzeiten. Meine Leistung war wieder Enttäuschend. Ich hatte grossen Respekt und fühlte mich immer sehr unsicher, was zu vielen Fehlern führte. Auch war das Fragezeichen wieder da und ich konnte mich nicht auf den OL konzentrieren. Nach dem Lauf versuchten die Trainer und meine Teamkollegen mit viel Einsatz mein Selbstvertrauen wieder aufzubauen doch es brauchte seine Zeit. Meine grösste Angst war meine Form für die letzte Strecke der Staffel am nächsten Tag.
Ob ich wollte oder nicht die Staffel kam und ich versuchte einfach OL zu machen ohne irgendwelche Gedanken an die vergangene Woche. Beim Massenstart kam ein Gewitter auf doch als ich an 13. Stelle nach zwei Strecken starten durfte, schien die Sonne wieder. Ich lief mein Lauf. Es hatte viele Wege und war darum ähnlich wie in der Schweiz. Ich hatte wenig Gegnerkontakt, sah nur die Finnin mal hinter mal vor mir. Ich kam zum Überlauf, hatte kurz eine Unsicherheit da ich auf der Karte ein Posten hintendrein war fand mich aber wieder. Nach einer steigungsreichen Schlussschlaufe kam ich zum Zieleinlauf, wo meine zwei Teamkolleginen auf mich warteten. Ich verstand die Welt nicht mehr und fragte nach der Ziellinie: „Wie vielt wir eigentlich sind?“. Broze für Schweiz 2, wer hätte das gedacht. Ich nicht, während meinem ganzen Lauf wusste ich nichts von meiner Position. Dass ich kurz vor Schluss auch noch Schweiz 1 überholte, erfuhr ich auch erst im Ziel. Es war ein schöner Abschluss der sonst entäuschenden JWOC für mich und wir alle hatten sehr viel Freude. Zu Ende ging die Wettkampfwoche mit einer schönen Rangverkündigung und der darauffolgenden JWOC-Party.
Im Vergleich zur JWOC 2013 war die diesjährige viel intensiver. Die verschiedenen Emotionen lagen so nahe beieinander. Entäuschte Gesichter freuten sich für die erfolgreichen Teamkollegen und umgekehrt versuchte jeder jeden aufzubauen. Das Team war unglaublich stark und hat sich gegenseitig unterstützt. Das schwerste für mich war mit meinem Fragezeichen klar zu kommen. Ich kann auch jetzt noch nicht sagen ob es nur ein mentaler Druck war, den ich mir aufgestetzt habe oder ob wirklich körperlich etwas nicht stimmte. Trotz allem konnte ich sehr viel lernen und freue mich umso mehr auf die nächsten Wettkämpfe.