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Eintages-Fliegen-Simi?

14.05.2016

Bei meinem Weltcup-Debut fuhr ich sogleich zum Sieg. Ausschlaggebend waren gute Routenwahlen auf den langen Posten, ausreichende Energiezufuhr und Kampfwille bis zum Schluss. Die Langdistanz war in allen Aspekten extrem. Sintflutartige Regenfälle führten dazu, dass man permanent durch 15 cm tiefe Pfützen fahren musste. Erosion machte die ohnehin schwer fahrbaren Pfade zu einem Albtraum. Nach der geschätzten Siegerzeit von 1h55 musste man noch eine halbe Stunde weiter kämpfen. Diese Herausforderungen meisterte ich am besten. Und dies mit eindrücklicher Konstanz. Wenn ich zum ersten Posten eine Sekunde schneller gefahren wäre, hätte es sogar zu einem Start-Ziel-Sieg gereicht.

Ich realisierte erst Stunden nach dem Rennen, wie gut meine Leistung gewesen war und dass es zum Sieg reichen würde. Die Freude war übergross – noch nie klang die Schweizerhymne so schön. Nach einem Pinguin im Schlamm durfte ich mir als Gesamtweltcup-Leader das Maillot jaune überstreifen lassen. Ein Siegerfoto mit zwei küssenden Damen gab’s leider nicht. Es blieb auch keine Zeit zum Feiern, da noch zwei weitere Wettkämpfe anstanden.

Vor der Mitteldistanz war ich mir bewusst, dass es schwierig würde den Exploit zu bestätigen. Ich fokussierte mich auf die technischen Ziele, nämlich eine Stopp and Go Taktik umzusetzen, um die schwer ersichtlichen orangen, befahrbaren Passagen zwischen den Reben zu erkennen. Es lief gut, bis Nummer 9. Danach las ich zum falschen Posten und fuhr die Schlaufe in die falsche Richtung. Bis ich meinen Fehler bemerkte, brauchte es zwei weitere Posten und etliche entgegenkommende Fahrer. Logischerweise war danach eine gute Platzierung nicht mehr möglich. Es resultierte der 6. letzte Platz. Bei meinem Malheur ist mir ein Italiener nachgefahren. Dieser konnte offenbar nicht mehr nachvollziehen ab wann ich falsche Posten angefahren bin und beendete sein Rennen mit einem Fehlstempel…

Für die Staffel nahm ich mir vor ein spezielles Augenmerk auf die Reihenfolge zu richten und alle Postennummern zu kontrollieren. Von meinen Teamkollegen Maja und Beat bekam ich eine ausgezeichnete Ausgangslage, ich durfte mit Österreich und Finnland um die Plätze 3-5 kämpfen. Ich startete gut und konnte mit dem Finnen davonziehen. Kurz darauf konnte auch Pekka nicht mehr mithalten und um ihm die Abzweigungen und Posten nicht zu zeigen, drückte ich zusätzlich aufs Tempo. Dies rächte sich. Ich verpasste eine Abzweigung und war plötzlich abseits von Wegen im französischen Dschungel.

Bis zur Zuschauerpassage konnte ich mich nochmals heran kämpfen und das Tempodiktat erneut übernehmen. Wieder liess Pekka abreissen, wieder versuchte ich zu forcieren und wieder unterlief mir ein Fehler. Diesmal blieb leider kaum genügend Zeit um aufzuholen. Ich ging daher All-In und riskierte alles. Unvorbereitet preschte ich Richtung letzte Posten. Da ich den Finnen nicht mehr sah, führte dies zu einer grösseren Suchaktion und dazu, dass Österreich uns noch überholte.

Ich war enttäuscht über meine Leistung als Schlussläufer und dass ich Schweiz 1 nicht aufs Podest geführt hatte. Die Staffel hat aber gezeigt, dass ich physisch mit den stärksten mithalten kann und dass mein Sieg in der Langdistanz kein Zufallsprodukt war. An den Weltmeisterschaften in Portugal Ende Juli werde ich wieder von mir hören und sehen lassen!

Bericht IOF

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