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Selbsteinschätzung vs Realität

11.05.2016

Fortschritte erreicht man am einfachsten, wenn man an seinen Schwächen arbeitet. Meine ist die Physis auf dem Bike. Um sie zu verbessern trainiere ich seit einem halben Jahr primär auf dem Rad und bin nur noch selten zu Fuss unterwegs. Eine Trainingsumfangssteigerung soll auch gewisse Effekte erzielen. Feedback erhalte ich von den Rundenzeiten meiner Intervallrunde, welche sich seit Dezember kontinuierlich nach unten bewegen oder vom 2. Leistungstest auf dem Ergometer, wo sich trotz Krankheit die Schwellenleistung verbessert hat.

Ich mache also Fortschritte. Schön und gut. Nur was bringt mir das, wenn die Schritte zu klein sind und ich immer noch meilenweit hinterherhinke? Es muss also ein Vergleich her. Deshalb habe ich mich für den EKZ-Cup in Schwändi angemeldet. Ein Start in der Elite-Kategorie war leider aufgrund fehlender Swiss Cycling Lizenz nicht möglich. Ich musste also mit der FUN-Kategorie vorlieb nehmen. Ich setze mir den Sieg zum Ziel und wollte auch ähnlich gute Rundenzeiten wie die Elite-Fahrer abliefern. Angreifen würde ich bei steilen Anstiegen oder mit etwas Risikobereitschaft bei technischen Downhills. Auf flachen, schnellen Abschnitten wollte ich mich im Windschatten verstecken.

Es kam anders als erwartet... Nach einem kurzen Sprint nach dem Startschuss bummelten die Fahrer um mich herum in der Fläche. Daher fuhr ich im Wind und schloss gleich wieder zu den Spitzenfahrern auf. Obwohl ich in der folgenden Abfahrt am Limit fuhr, musste ich eine Lücke aufreissen lassen und wurde schliesslich auch von einigen Fahrern überholt. Den Plan mit bergab angreifen, konnte ich mir also ans Bein schmieren. Blieben noch die Aufstiege… Und da gab es vor allem in den ersten Runden haushohe Unterschiede. Ich flog die Rampen hoch, während meine Konkurrenten im Schritttempo verzweifelt nach kleineren Gängen suchten.

Nach einem beinahe Sturz über den Drop (mindestens 2 Meter hohe Stufe, siehe Bild) fuhr ich in Führung liegend in Runde 2 und 3 auf der längeren Chickenline drum herum. Dies ermöglichte einem Kontrahenten aufzuschliessen. In der letzten Runde sah trotzdem alles gut aus, da ich als erster auf den Singletrail abbiegen konnte, wo ein Überholen kaum möglich ist. Kurz vor dem Trailende unterlief mir aber ein entscheidender Fahrfehler. Ich stürzte und mussten den Gegner passieren lassen. Bis ich wieder auf dem Bike hockte war er schon über alle Berge. So nutze ich meine sichere Platzierung, um nochmals einen Versuch über die Schanze zu wagen. Es lief wie in Runde 1. Ich landete auf dem Vorderrad und hatte viel Glück nicht zu stürzen.

Mit Rang 2 in der Fun-Kategorie gelang mir ein guter Einstieg bei meinem ersten Cross-Country-Rennen. Die Rundenzeiten waren grundsätzlich gut und so sollte ich mich in der Elitekategorie in der vorderen hinteren Hälfte klassieren können :-). Es war eine lehrreiche Erfahrung und holte mein Ego auf den Boden der Realität zurück, fahrtechnisch habe ich nämlich noch viel Luft nach oben. Meine physische Form lässt sich im Vergleich mit den Mountainbikern sehen, womit ich bestens vorbereitet bin für den ersten Weltcupblock im Elsass, welcher über Pfingsten stattfindet.

Ich weiss nicht, ob die Franzosen irgendeinen Live-Service anbieten, aber zumindest die Resultate sollten auf http://www.mtbo2016.fr zu finden sein.

P.S. ich übe fleissig das Droppen, sodass ich mich beim nächsten EKZ-Cup nicht wieder auf der Chicken-Line blamieren muss…

Simon

Fotos: Michael Suter Lightmoment

Sieger Fun 1 Roli Mischler

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