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WMTBOC Long

05.09.2015

Die Mitteldistanz lehrte mich genau zu wissen wo die Pfade abzweigen. Vom Sprint nahm ich mit, Routenwahlentscheidungen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich analysierte etliche GPS-Tracks von vergangenen Rennen in einigermassen relevantem Gelände, um ein besseres Auge für die schnellsten Routen zu bekommen. Auf alten Karten vom Wettkampfgelände legte ich mir Routenwahlprobleme und studierte genau auf welchem Pfad wo wie viel Steigung zu bewältigen sei.

Trotz akribischer Vorbereitung hatte ich nicht mit einem solch langen Riemen zum ersten Posten gerechnet. Ich hatte Mühe die Karte im Halter zu verstauen ohne eine mögliche Route weg zu falten und benötigte fast die ganze Minute dafür. Mir blieb kaum Zeit für die Routenplanung. Trotzdem realisierte ich schnell, dass ich links auf die Teerstrasse und dann links vom ersten Hügel durchfahren will. Beim zweiten Abschnitt konnte ich mich allerdings kaum entscheiden: sollte ich rechts aussen herum fahren und etwas Steigung sparen oder wäre die direktere Variante schneller? Nach einem langen hin und her wählte ich die direktere Variante. Die späte Entscheidung führte zu einer ungenauen Planung und ich musste auch beim abwärts fahren manchmal auf die Karte schauen. Dabei verlor ich sicher einige Sekunden. Die schnellste Abschnittszeit wurde von Davide Machado auf der selben Route gefahren. Die Varianten ganz rechts (Anton Foliforov) oder links, rechts (Jussi Laurila) erwiesen sich als etwa gleich schnell.

Es folgten 2 Posten wo man kurz quer zur Langlaufloipe rennen musste und ein mittellanger Abschnitt ohne nennenswerten Optionen zu Posten Nummer 4. Zu 5 wurden viele verschiedene Varianten gefahren, wobei sich die S-förmige über die gestrichelten Pfade als schnellste erwies. Danach hätte ich beinahe unnötigerweise meine Kraftreserven verpülvert. Ich wollte nämlich das Bike zum 6. Posten quer die Nase hoch tragen, da der Einstieg aber etwas grün war, folgte ich weiter dem Singletrail. Tuomo Lahtinen, der dieses Abenteuer gewagt hatte, verlor an dieser Stelle 21 Sekunden auf mich und verbratete dabei sicher etliche Körner…

Obwohl die Teilstrecke zu Posten 9 relativ lang war, gab es nicht viele Optionen. Man musste dem Strich entlang auf die Teerstrasse kommen und konnte sich lediglich entscheiden, ob man den Posten von links über den Hügel oder von rechts dem Hang entlang anfahren wollte. Zeitliche Unterschiede waren kaum festzustellen. Interessanter war das Problem zu Posten 10, wo auf den direkten Varianten viel Zeit eingebüsst wurde. Der Schwede Marcus Jansson zeigte, dass die rechte Umfahrungsroute eine gute Alternative zur linken darstellte. Ich wählte die linke, entschied mich aber im letzten Moment etwas Höhe zu sparen und bog bei der Wiese rechts auf den Kiesweg ein. Dies erwies sich als etwa 20 Sekunden langsamer.

Im Schlussteil fuhr ich gleich souverän weiter und kam mit der vorübergehend schnellsten Laufzeit ins Ziel. Durch die Analyse des Zwischenzeitenzettels realisierte ich, dass ich keine nennenswerten Fehlentscheidungen getroffen hatte und vermutlich ein gutes Resultat heraus schauen würde. Schliesslich reichte meine Leistung zum sensationellen 11. Platz nur 8 Sekunden hinter den Top Ten. Davon hätte ich im Vorfeld der WM nicht zu träumen gewagt!

Diese Spitzenplatzierung motiviert mich, um vermehrt auf dem Rad zu trainieren und auf die Karte Bike-OL zu setzen. Ich bin mir sicher, dass ich nächstes Jahr an der WM in Portugal starten und erste Top 10 Plätze einfahren will :-)

Resulate GPS

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