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MTBO-EM Ungarn

10.07.2018

Die EM-Langdistanz in Ungarn war ein absoluter Härtetest. Da es in der vorgängigen Nacht ausgiebig geregnet hatte, waren alle schlecht ausgebauten Wege extrem schlammig. Die Räder drehten permanent durch und es war vor allem bergab schwierig die Kontrolle über das Bike zu behalten. Unzählige Male verlor man das Gleichgewicht und konnte einen Sturz nur mit schnellem Ausklicken und Abstützen mit dem Fuss verhindern. Nachdem ich mir den Schlamm einige Male von Nahem angesehen hatte, realisierte ich, dass bergab die beste Taktik war mit einem Fuss am Boden hinunter zu sliden. Bergauf musste man das Bike häufig schieben und immer wieder den Schlamm entfernen, damit sich die Räder wieder frei drehen konnten. Die Taktik das Bike zu tragen war auch nicht besser, wiegten doch unsere sonst federleichten Hightech-Maschinen so viel wie ein 40-Jähriges Militärvelo.

Die Routenwahlen waren schwierig, denn die auf der Karte eingezeichnete Befahrbarkeit stimmte häufig nicht mit der Realität überein. Gleichwertig klassierte Wege konnten langsam oder super, super, super langsam sein.

Ich zeigte einen Start nach Mass, fällte aber zu Posten 3 eine schlechte Entscheidung und verlor auf diesem Abschnitt rund 5 Minuten. Später verunsicherte mich, dass ich dem 3 Minuten nach mir gestarteten Vojtech Ludvik nicht folgen konnte. Er kam besser durch die Schlammpassagen und schien geeigneteres Reifenmaterial montiert zu haben. Als mich auch der 6 Minuten nach mir gestartete Ruslan Gritsan einholte, glaubte ich nicht mehr an eine Spitzenrangierung und liess mich zu einer Risiko-Route hinreissen, welche mich weitere 4 Minuten kostete. Schliesslich kam ich nach 2.18.42 völlig entkräftet auf dem enttäuschenden 13. Platz ins Ziel.

Abgesehen von den 2 fatalen Fehlentscheidungen war meine Leistung in Ordnung. Ich muss jedoch noch lernen mit hohen eigenen Erwartungen umzugehen und mich durch Gegnerkontakt nicht verunsichern zu lassen. Für die folgenden Rennen nahm ich mir vor immer an mich zu glauben, bis ins Ziel zu kämpfen, nicht am Material zu zweifeln und auf flachen langweiligen Teilstrecken permanent das physische Limit zu suchen ohne den Fokus auf die nächste Abzweigung zu verlieren.

Die Enttäuschung vom Long war schnell verarbeitet. Eine einfache Analyse zeigte auf, wieviel Zeit ich bei den Fehlentscheidungen verloren hatte. Der restliche Zeitverlust musste von den wenig geeigneten Reifen herrühren, welche ich für die Mitteldistanz durch breitere ersetzte. Am nächsten Tag startete ich also voller Zuversicht, die jedoch bald durch eine grosse Unsicherheit zum ersten Posten und einem Fehler zum zweiten gebremst wurde. Danach zeigte ich super Abschnittszeiten bis mir beim Aufstieg zu Posten 9 die Kette zerriss.

Dank Werkzeug und Material des 4’ nach mir gestarteten Vojtech Ludvik konnte ich die Kette reparieren und das Rennen zu Ende fahren, eine gute Platzierung war jedoch ausser Reichweite. Nach einem heftigen Sturz beim Durchfahren eines Knie tiefen Schlammlochs entschied ich mich den Wettkampf etwas gemächlicher zu Ende zu fahren.

Auch meine Teamkollegen Adrian und Maja hatten bis dahin eine verkorkste EM, daher war für uns alle die Mixed-Staffel die letzte Chance zu zeigen, was wir auf dem Kasten hatten. Bei diesem Format besteht ein Team aus 3 Fahrern, wobei mindestens eine Strecke von einer Frau gefahren werden muss. Welche Strecke dies ist, kann frei gewählt werden. Bei uns wie bei den meisten anderen Teams machte die Frau den Start. Maja zeigte ein solides Rennen und übergab auf dem 8. Nationenplatz an Adrian. Auch ihm gelang ein sauberer Wettkampf, daher konnte ich auf Platz 5. übernehmen. Ich lief zum Sturm an, überholte Dänemark, doch auch die 2. schnellste Streckenzeit reichte nicht um die Lücke auf Rang 3 zu schliessen.

Wir hatten uns ein Diplom zum Ziel gesetzt und waren über nach unseren enttäuschenden Leistungen in den Einzelrennen überglücklich mit dem 4. Platz. Für eine Podiumsplatzierung würde es momentan etwas Wettkampfglück brauchen.

Meine grossen Erwartungen konnte ich an der diesjährigen EM nicht erfüllen. Die Wettkämpfen haben zwar gezeigt, dass meine Form gut ist, dass es jedoch für einen Podestplatz ein nahezu perfekte Leistung braucht, welche mir in Ungarn erst beim 3. Anlauf gelang. Das Gelände und die Bedingungen waren für mich zu ungewohnt um gleich beim ersten Anlauf zu brillieren.

Jetzt steht als nächstes die WM in Österreich ab dem 7. August auf dem Programm. Da dort letztes Jahr eine Weltcuprunde stattgefunden hatte, ist uns das Gelände gut bekannt. Ich bin sicher, dass ich den Anforderungen gewachsen bin.

GPS Long: http://sportrec.eu/ui/#1dj2093

GPS Middle: http://sportrec.eu/ui/#1dj20e0

Offizielle Homepage: http://mtbo.hu/emtboc2018/en/

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