Berichte

NOM

25.03.2012

Vor einer Woche begannen meine Vorbereitungen für die Nacht-OL-Schweizermeisterschaft. Ich studierte die Weisungen und versuchte mich auf das Massenstartrennen einzustellen. Als ich die alten Karten vom Nieselberg und Weidli sah, wurde ich schon etwas skeptisch, denn wie sollte man in solch kleinen Waldstücken eine 13.5 km lange Bahn legen?

Am Samstag fuhr ich um 11 Uhr mit meinem Klappvelo an die ETH, um für anstehende Prüfungen zu lernen. Nach vielen langen Rechnungen mit komplexen Zahlen und einigem Hörnlisalat wurde ich um 17.00 vom Hausmeister aus dem Hauptgebäude geworfen. So übte ich noch eine Stunde in unserem Maschinenlaboratorium, wo ich 24/7 Zutritt habe…

Mit GPS-Gerät ausgerüstet trat ich etwas nervös zu meiner Karte vor. Noch 30 Sekunden: Was sind meine Ziele?

  • „Ich laufe de richtig Poschte ah.“ (den Schmetterling laufe ich in korrekter Reihenfolge ab)
  • „Ich kontrollier d Nummere.“ (wegen dem Kartenwechsel ist das Gabelungssystem auf der aktuellen Laufkarte eventuell nicht erkennbar, somit ist eine Nummernkontrolle unerlässlich)
  • „Ich nimm d Richtig.“ (In der Nacht und auch bei direktem Gegnerkontakt ist die korrekte Laufrichtung die halbe Miete)

Zum ersten Posten war das Lauftempo des Feldes hoch. Ich liess einige Konkurrenten vor und stempelte als 17. Die Tempomacher zu meinem 2., 3. und 4. Posten hiessen Jonas Mathys und Baptiste Rollier. Doch bereits zum 5. Posten musste ich selber Karte lesen, da die anderen Läufer weiter links zu einem anderen Posten liefen. Auf der nächsten Schlaufe wurde ich in der langen Steigung zu meiner Nummer 8 von Baptiste eingeholt. Ich konnte von seiner Sicherheit profitieren, bis er einen Gabelungsposten hatte, welcher erst auf meiner 2. Karte eingezeichnet war. Obwohl ein Teil meiner Gedanken aufschrie, ich solle doch weiter rechts, den Hang hinab, lief ich trotzdem weiterhin Baptiste nach. Das kostete mich 40 Sekunden.

Nach dem Kartenwechsel lief ich gut und konnte bei Posten 23 zu Florian Howald aufschliessen. Ich sagte mir, dass ich jetzt einfach dran bleiben müsse – vor allem als ich realisierte, dass Flo die gleiche Reihenfolge hatte. Das Tempo war hoch. Zur Mulde hinauf lief ich etwas direkter, also länger im Hang. Ich verlor einige Sekunden, war oben am Hang etwas konfus und lief in einem Bogen zu meinem V-Loch. Die schlechte Route zu 29, ein kleiner Fehler zu 30 und nochmals eine schlechte Route zu 33 liess das Loch nach vorne vollends aufklaffen und ermöglichte es Raffael Huber aufzuschliessen.

Zum zweiten Posten auf der Sprint-Karte sah ich rechts vom Strich nur Sperrgebiet und Oliv. Deshalb erwischte ich erneut eine langsame Route und so stempelte Jonas Mathys kurz vor Raffi und mir. Da ich zum nächsten Posten immer mehr Boden verlor, sah ich keine Chance, wie ich die beiden noch schlagen sollte. Trotzdem riss ich mich nochmals zusammen, denn ich wollte keine weiteren Platzverluste mehr hinnehmen. Immer wieder warf ich einen Blick zurück und als beim zweitletzten Posten immer noch niemand in Sichtweite war, konnte ich beruhigt und glücklich ins Ziel traben.

GPS: http://www.tulospalvelu.fi/gps/20120324nomHE/

results: http://www.o-l.ch/cgi-bin/results?year=2012&event=Schweizer+Meisterschaft+im+Nacht-OL

Simon Brändli

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