Berichte

OLCW goes MTN Kampala Halfmarathon

25.11.2013

Vom 10km-Wettkampf, der am Sonntag vor einer Woche stattgefunden hatte, erholte ich mich schlecht. Vielleicht lag es daran, dass ich nach einer harten Woche am selben Tag noch 75 Minuten Tennis spielte, danach nochmals 15 Minuten joggen ging und mich am Abend viel zu spät schlafen legte. Jedenfalls hatte ich am Montag und Dienstag leichte Magenschmerzen und verspürte Übelkeit. Ich trainierte erst am Mittwoch wieder und liess bis am Freitag einige Trainings aus, damit ich am Sonntagmorgen in möglichst guter Verfassung am Start des MTN Kampala Halbmarathons stehen würde. Meine Zuversicht sank, als ich mich am Samstagmorgen beim Nüchternlauf immer noch müde fühlte.

 

Die vermasselte Ernährung von einem Laufwettkampf in Kapchorwa noch in bester Erinnerung, ass ich am Samstagabend eine europagrosse Portion (nicht wie normalerweise afrikagross). Ich ging bereits um 20.00 zu Bett, da ich am nächsten Tag um 04.30 aufstehen würde.

 

Sonntag 24.11.2014

 

03:10 Ein Gewitter und eine gut gefüllte Blase reissen mich aus dem Schlaf. Nach dem Gang zum Nachttopf, realisiere ich, dass mir noch gut eine Stunde bis zur Tagwache bleibt.

04:30 Der Wecker meiner uralten Polaruhr reisst mich aus dem Tiefschlaf. Kurz darauf folgt das penetrante Piepen des Nokia 3410.

04:43 Da ich zu lange liegen geblieben bin, schlinge ich den weissen Reis eilig hinunter. Danach packe ich meinen Rucksack: Startnummer, Ersatz-T-Shirt, -Hose, -Unterhose, -Socken, Portemonnaie und Natel. Das Zürikadersprintdress, die „kleinen schwarzen“ Laufhosen und die Asics-Laufschuhe habe ich bereits an.

05:00 Beim Trinkwasserhahn fülle ich schnell meine 1.5 und 0.5 Liter Petflaschen, da braust auch schon der Director des Waisendorfs, Tage, heran.

06:20 Wir verlassen den Staff-Van. Ich beginne mich mit dem schnellsten Angestellten, David, aufzuwärmen.

06:50 Nach einigen Erleichterungen auf der Toilette warte ich auf die Erlaubnis zum Start gehen zu können.

06:55 Schnell noch einen Baum düngern. Dass mir alle anderen Halbmarathonläufer zuschauen können stört mich nicht. Ich hoffe nur keine Busse zu bekommen.

06:57 Stephen Kiprotich begrüsst uns. Wir winken ausgelassen zurück. Leichter Regenfall hält die Temperatur angenehm.

07:02 Der Revolver knallt, das Gedränge löst sich, ich schlängle mich zwischen unzähligen Läufern durch. Der bergab verlaufende Startteil erlaubt ein hohes Lauftempo. Ich halte mich aber bewusst etwas zurück, um mich nicht bereits zu Beginn zu überpacen.

07:20 Nach 18.20 passiere ich die 5 Kilometermarke. Ich fühle mich gut, hätte aber eine schnellere Zeit erwartet. Kontinuierlich überhole ich Läufer. Einige versuchen mit dem vermutlich ersten? Mosungu mitzuhalten, fallen aber bald zurück. Beim ersten Hügel wird es zum ersten mal hart. Obwohl ich Mühe habe das Tempo der mich umgebenden Schwarzen zu laufen, gelingt es mir die Position zu halten. Kurz darauf spiele ich meine Bergabstärke aus und schliesse zur vordersten? Frau auf.

07.39 Für die nächsten 5 Kilometer brauche ich 19.04. Ganz ok, wenn man bedenkt, dass eine happige Steigung das Lauftempo gedrosselt hatte. Im Gegensatz zu den einheimischen Läufern trinke ich bei den unzähligen Wasserstationen einige Schlucke und leere mir den Rest über Kopf und Nacken. Ob es für die Ugander zu kalt ist? Nach einer Passage durch ein Industriegebiet kommt die längste Steigung, wo 90 Höhenmeter zu bewältigen sind. Der Läufer vor mir kann mich zu Beginn distanzieren und überholt erliche andere. Ich finde ein gutes Tempo und je länger die Steigung andauert, desto näher komme ich ihm, bis ich auf dem Hügel Nakasero die Lücke schliessen kann. Darauf beginnt er mit Tempospielen. Sobald ich ihn auf zu überholen versuche, beschleunigt er. Ich bleibe jedoch dran und versuche es immer wieder, wenn er etwas nachlässt. Beim 6. Mal kapituliert er; ich kann den nächsten Läufer anvisieren.

07.59 19.14 für 5 Kilometer und 90 Höhenmeter. Der stärkste Abschnitt meines Rennens? Ich bin zuversichtlich, dass ich mein Ziel, eine Laufzeit unter 80 Minuten, erreichen kann. Langsam aber sicher sauge ich mich an eine Dreiergruppe heran. Bei 17.5 Kilometern bin ich schliesslich gleichauf. Alle Läufer wirken stark, daher traue ich es mir nicht zu sie zu überholen. Trotzdem finde ich mich plötzlich an der Spitze vor, um sogleich wieder abgelöst zu werden. Ein Kilometer vor Schluss sind wir nur noch zu 2. Es bleiben 3.35 Minuten für eine Zeit unter 80 Minuten. Obwohl ich alles gebe, in der Steigung einen Teenager überhole und auf der Zielgerade mit einem sehenswerten Schlussspurt drei weiter Läufer schnappe, schaffe ich es nicht unter den angestrebten 80 Minuten zu bleiben. Die 50 Höhenmeter auf dem Schlusskilometer waren zu viel...

08:24 Ich laufe als 67. ein. Kurz darauf hält mich ein Sanitäter am Arm und fragt ob alles in Ordnung sei. Weiter will er wissen, ob ich alleine gehen könne. Nach einigen Metern Begleitung ist er schliesslich überzeugt und lässt mich meinen Weg gehen.

 

Resultate:

 

Beim 20-minütigen Auslaufen lasse ich mir den Wettkampf nochmals Revue passieren. MTN hatte einen sehr gut organisierten Massenanlass ermöglicht. Es hatte genügend Verpflegungsstationen, die Strassen waren frei, etlichen Marshalls und Verkehrspolizisten sei dank, die Start- und Zielarena bot allen Leuten genügend Platz.

 

Ich bin froh den Halbmarathon gewählt zu haben.

 

10 Kilometer hätte aufgrund vom extremen Startgedränge keinen Spass gemacht. Die meisten Läufer mussten wegen den unzähligen Startenden während den ersten 2 Kilometern gehen.

 

Lange hatte ich mir überlegt, ob ich nicht den ganzen Marathon laufen sollte. Weit entfernt von Zielwettkämpfen, hätte diese Strapaze wohl keinen wirklichen Einfluss auf sie gehabt. Es ist doch verlockend im Land des aktuellen Welt- und Olympiasiegers Stephen Kiprotich die königliche Distanz zu meistern. Aufgrund der Aussicht 1-2 Wochen nur sehr eingeschränkt trainieren zu können, entschied ich mich für den halben.

 

Nachdem wir uns alle wieder gefunden hatten, gingen wir zum Staff-Van zurück. Im Zentrum sprang ich heraus, da ich im Oinomarket Wanderschuhe kaufen wollte. Ich war erfolgreich. Zusammen mit einem Rucksack voller Bergutensilien, den mir der Gründer Burkhard mitbringt, bin ich für die Expedition auf den 3. höchsten Berg Afrikas (5109m), welche wir (Burkhard, sein Vater, Tage und ich) am 2. Dezember starten werden, gerüstet.

 

Simon Brändli

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